„Nicht über uns, sondern mit uns“

Rückblick Teilnahme Landesbehindertenrat am 10. April 2024 von Dagmar Keis-Lechner

Am 10. April durfte ich zum ersten Mal seit 6 Jahren als Vertretung an einer Sitzung des bayerischen Landesbehindertenrats teilnehmen.
Es ging in dieser Sitzung um Wohnformen, Personal und um ein Positionspapier des Rats zur Fachstelle für Barrierefreiheit.

Die Anzahl künftiger Plätze in unterschiedlichen Wohnformen für Menschen mit Behinderungen lasse sich ähnlich schlecht prognostizieren wie die künftigen Schulplätze nach den aktuellen Geburtenzahlen, so Frau Neumann-Ridlin vom Bayerischen Bezirketag, die die Ergebnisse vorstellte. 

Derzeit gebe es einen erheblichen Mangel an Wohnplätzen für Jugendliche im Übergang zum Erwachsenenbereich. Ebenso schwierig stellt sich das Angebot für Kinder und Jugendliche mit besonderen Herausforderungen dar. 

Hinderungsgründe seien die hohen Baukosten,  gesetzliche Anforderungen (PfleWoQ) und Personal zu finden. Wohlfahrtsverbände scheuen das Risiko auf Defiziten sitzen zu bleiben, wenn aufgrund Personalmangels die Einrichtungen nicht ausgelastet sind.

Wie kann der Personalmangel vermindert oder gar behoben werden? 
Hier schwört Sozialministerin Ulrike Scharf auf ihr Programm „Quereinstieg“. Trotz teilweise massiver Kritik, dass damit die Qualität herabgesetzt würde, könnten damit 5.000 Personen gewonnen werden. Auch Fachkräfte aus dem Ausland würde der Einstieg in Deutschland erleichtert. Neben Fachkräften würden auch helfende Hände dringend benötigt.  Allerdings war sich die Runde auch darüber im Klaren, dass der Sozialbereich mit anderen Berufsfeldern konkurriert. Dieser braucht mehr gesellschaftliche und auch betriebsinterne Wertschätzung.

Ich warf ein, dass ich versuche, Informationen zu „Personalgewinnung aus Drittstaaten“ zu erhalten – was  nicht einfach sei… – Frau Scharf konnte dies nicht nachvollziehen.

Mir geht es nicht nur um schon ausgebildete Heilpädagog:innen , sondern darum, junge Menschen für den Einstieg in das Berufsfeld anzuwerben. Da ist es erforderlich, sich den Themen Vergütung, Unterbringung und Personalquote anzunehmen. Diesen Aspekt nahm die Ministerin mit auf.

Zum Schluss wurde noch der Vorschlag des Rats zur neuen Fachstelle für Barrierefreiheit diskutiert, die eine Arbeitsgruppe überwiegend bestehend aus Personen mit Behinderungen ausgearbeitet hatte. 
Ich fand diese Ausarbeitung sehr gut durchdacht und zielgerichtet. „Nicht über uns, sondern mit uns“ soll mehr in die Umsetzung kommen. „Bayern Barrierefrei 2023“ hatte zwar Verbesserungen gebracht, aber leider nicht ausreichend, so die Arbeitsgruppe. Vertreter:innen des Ministeriums vermissten Lob für die bisherigen Errungenschaften und Leistungen. 

Weitere Informationen unter: 
https://www.stmas.bayern.de/inklusion/landesbehindertenrat/index.php

Und neu unter: 
www.einfach-finden.bayern.de